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Kommentar

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Beitrag vom 25.02.2009
Betreff: Die Finanzkrise und die Ursachen
Von: Dietrich Basedow


Sehr geehrter H. Flassbeck,

mit hellen Ohren habe ich Ihren letzten Kommentar zu Sinn und Zweck der Hedge-Fonds mitverfolgt. Es scheint doch noch einige Vernünftige zu gegen, die die Ursachen der jetzigen Finanzkrise angreifen wollen.

Sicherlich gibt es viele Gründe für die derzeitige Krise, wobei aber immer ein Aspekt völlig zu kurz kommt: nämlich die Zinsen. Laut den Notenbanken ist eine Geldwirtschaft mit Zinssysem eine unantastbare Grundlage. Wer aber stellt die Frage, ob es auch anders geht?

Seit Jahren gibt es ein aktuelles Beispiel, wie es auch ohne Zinsen geht, nämlich Japan. Dort liegt der Basiszins um 0,1 % herum, und das Interessante daran ist die Tatsache, dass gleichzeitig auch die Inflationsrate praktisch bei 0 liegt.

Nach EZB-Sprachregelung würde ein Absenken der Zinsen immer ein Ansteigen der Inflationsrate bewirken. Tatsache ist aber, dass neu geschöpftes Geld immer auf Basis von Krediten im Umlauf kommt – wer immer dies auch schöpfen mag. Dies führt aber zwangsläufig dazu, dass die Kreditmenge immer absurdere Größenordnungen annimmt, ohne dass diese jemals wieder getilgt werden könnte.

Dies führt dazu, dass wir inzwischen deutlich mehr Verbindlichkeiten als umlaufende Geldmenge haben (s. Ergebnis der gesamtwirtschaftlichen Bilanzierungsrechnung, Deutsche Bundesbank). Ist es da ein Wunder, dass immer mehr Geldmengen in den Kreislauf gepumpt werden müssen, damit der Rückfluss an Zinsen überhaupt noch bedient werden kann? Der Haken daran ist nur, dass diese neuen Geldmengen wieder mit neuen Krediten erzeugt werden. Damit schließt sich dann der Teufelskreis, und der Crash ist unvermeidlich, weil einfach kein Geldkreislauf der Welt die exponentiell wachsenden Zinslasten bedienen kann.

Was läge also näher, als den Finger in die Zinswunde zu legen?

Ganz einfach, es ist die EZB, oder die FED, die die Vorgaben und auch die übrigen Spielregeln im Geldmarkt schaffen, und sich vor Allem bei Nichts hineinreden lassen. Wenn jetzt jemand sagt, die Zinsen in den USA sind doch jetzt schon auf 0, dann gilt das natürlich nur für die neu abgeschlossenen Kredite, nicht für die immensen laufenden Kredite, in Deutschland allein über 13 Bio. Euro, entsprechend ca. 35 Bundeshaushalten, also der gesamten Steuerleistung von 80 Mio. Menschen in 35 Jahren.

Generell führt das System Zins immer dazu, dass die Gruppen, die Geld haben, immer reicher werden, die Basis aber zunehmend verarmt. Das gibt sogar die EZB zu. Wenn schließlich die Basis kein Geld mehr hat, um auch nur irgendetwas zu kaufen, weil alle in der Hartz4 Hängematte liegen, was fangen dann die Superreichen mit ihrem Geld an? Die Umverteilung hat im Endstadium dann dazu geführt, dass das Geld insgesamt wertlos geworden ist, denn auch die sehr wenigen Superreichen können nicht ohne eine halbwegs lebensfähige Basis existieren.

Würde in der jetzigen Situation eine Weltzentralwährung helfen? Unter den genannten Aspekten wohl kaum, solange wieder nur das Zinssystem als Basis eingesetzt wird. Es würde nur erlauben, die Ausbeutung der Massen noch zentraler zu organisieren. Wie laut einigen Quellen zu hören ist, wird das von diversen Gruppen sicherlich auch unter dem Vorwand der derzeitigen Krise gewünscht. Aber – wollen wir das wirklich?? Es bleibt nur noch wenig Zeit, den Blick auf diese Dinge zu richten.

Ich würde mich freuen, wenn Sie über diesen Aspekt nachdenken, und sich womöglich an geeigneter Stelle gerne auch laut dazu äußern.

In diesem Sinne verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Dietrich Basedow