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Kommentar

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Beitrag vom 15.06.2004
Betreff: "Ist Wachstum die Lösung?"
von: Horst Fickenscher
E-mail: helmetzer@web.de


Mit Interesse habe ich die Aufsätze zur aktuellen wirtschaftlichen Situation in Deutschland gelesen.

Ich stimme überein, dass eines der Hauptprobleme die mangelnde Kaufkraft breiter Schichten ist.

Dass Vertreter ein und derselben "Wissenschaft", der Volkswirtschaftslehre, zu diametral gegensätzlichen Aussagen kommen, zeigt doch, dass es sich um eine Wissenschaft im engeren Sinne gar nicht handelt. Vielmehr wird unter dem wissenschaftlichen Deckmäntelchen knallharte Interessenpolitik betrieben. Beispiel Hr. Sinn: 42-Stundenwoche für alle ohne Lohnausgleich schafft Arbeitsplätze. Wenn bisher bezahlte Überstunden künftig unentgeldlich geleistet werden, haben doch die Leute noch weniger Geld in der Tasche. Wer soll dann die mehr produzierten Produkte kaufen?

Bedenklich stimmt aber, dass in den Massenmedien fast nur noch Leute vom Schlage Hrn. Sinns zu Wort kommen und deren Aussagen fast schon als Dogma hingenommen werden.

Viele Leute glauben, dass es eine! richtige Wirtschaftspolitik gibt, deren Durchführung allen nützen würde. Es ist doch aber so, dass jede Weichenstellung einer gewissen Gruppe nützt, einer anderen schadet. Hier muss es sich nicht um ein Nullsummenspiel handeln, ein positives oder negatives (zur Zeit wohl eher letzteres) Gesamtresultat ist möglich. Was allerdings die SPD bewogen hat, Politik auf Kosten der sozial Schwachen zu machen, ist mir rätselhaft; der angeblich so dumme Wähler wird dafür die Quittung erteilen.

Eine grundsätzliche Frage möchte ich noch zur Diskussion stellen: Auch aus den Aufsätzen von Dr. Flassbeck lese ich heraus, dass ohne Wachstum keine Besserung zu erwarten ist.

Anscheinend ist unser System tatsächlich auf Wachstum angewiesen. Ein längerfristiges exponentielles Wachstum ist aber nicht möglich, wie jeder mit dem Taschenrechner ausrechnen kann. So bedeutet schon ein jährliches Wachstum von 3 %, dass sich nach 100 Jahren alles ver-16-facht hat.

In der Geschichte hat sich dieses Problem doch immer wieder durch kriegerische Zerstörung und vollständige Entwertung von Geldvermögen gelöst. Wenn wir das nicht mehr wollen, so wäre es doch an der Zeit dieses System einmal grundsätzlich in Frage zu stellen.